Lohnungerechtigkeit zwischen Ost und West auch nach 25 Jahren nicht abgeschafft

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Das ist doch purer Kommunismus. So oder ähnlich muss Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer wohl denken, wenn er eine Angleichung der Löhne in Ost und West mit dem Argument ablehnt, dass hierunter die Beschäftigung leiden würde.
Unterschiedliche Löhne in Ost und West – eine Ursachenforschung

Auch 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung herrscht eine immense Kluft von rund 20% zwischen den Löhnen in West und Ost. Beispielsweise hat das statistische Landesamt in Halle festgestellt, dass Sachsen-Anhalt trotz einer Steigerung der Bruttolöhne um 4% im Jahr 2011 gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht bei den Löhnen in Deutschland bildet. Und trotz gegenteiliger Behauptungen handelt es sich hierbei sehr wohl um ein Ost-West-Problem.

Die Gründe für diese ungerechte Lohnentwicklung sind vor allem in der Wirtschaftsstruktur der neuen Bundesländer zu suchen. Hier sind insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt, die keine eigenen Forschungs- und Managementabteilungen haben. Die ostdeutschen Unternehmen sind zumeist als Zulieferer für größere Betriebe tätig. Das war schon zu Zeiten der DDR der Fall, als ostdeutsche Arbeiter beispielsweise Möbel für ein großes schwedisches Möbelhaus herstellten. Eine eigene Industrie mit eigenen Produktionsanlagen ist hier hingegen kaum zu finden. Fortschrittliche Metropolen wie Leipzig bilden hier klar die Ausnahme.

Wir brauchen moderne Sklaven für Wachstum und Wohlstand

Egal ob man sich die Lohnentwicklung in Ost und West anschaut oder sich auf den Niedriglohnsektor konzentriert, eines wird ganz deutlich: Wir brauchen moderne Sklaven, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. In der guten alten Zeit mussten wir diese Sklaven nicht sehen, weil sie dankenswerter Weise von einer Mauer aus unserem Sichtfeld gehalten wurden. Seit aber die Brüder und Schwestern dieses Bollwerk des kapitalistischen Wohlstands im Westen niedergerissen haben, müssen wir uns mit dieser schreienden Ungerechtigkeit auseinandersetzen. Leider geschieht das bisher nur oberflächlich.

Es wird Zeit für eine grundlegende Reform der Lohnzahlungen in Ostdeutschland. Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass sich Menschen, die fünf Tage die Woche zur Arbeit gehen und sich dort 40 Stunden lang Mühe geben, kaum das Nötigste geschweige denn einmal einen schönen Urlaub leisten können. Der Mindestlohn kann hierbei nur ein erster Schritt sein. Wichtig ist es, die Industrie in den neuen Bundesländern auszubauen und die Infrastruktur zu verbessern. Es müssen Anreize geschaffen werden, hier zu produzieren, zu forschen und Mitarbeiter langfristig einzustellen. Wir müssen aufhören zu heucheln und endlich einmal aktiv gegen die ungerechten Lohnzahlungen vorgehen. Es geht nicht darum, irgendjemandem sein hart erarbeitetes Geld wegzunehmen. Es geht um Fairness und eine angemessene Bezahlung. Das darf einfach nicht zu viel verlangt sein.

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