Blick zum Nachbarn: Einsparungen an Leipziger Instituten

Bildungsabbau gefährdet Status der Universität Leipzig

Halle und Sachsen-Anhalt sind nicht die einzigen Opfer einer realitätsfernen Einsparpolitik. Unserem Nachbarland Sachsen und namentlich dem schönen Leipzig gehen es kaum besser. Hier wir da gilt: Stehen Haushaltseinsparungen auf dem Programm, zählt der Bildungsbereich in der Regel zu den ersten Opfern. Die aus CDU und SDP bestehende sächsische Landesregierung macht da keine Ausnahme und gefährdet mit ihrem Sparprogramm sogar den Status der Universität Leipzig als Volluniversität. Neu ist, dass die SPD sich als Retter der Hochschulbildung aufspielt, weil es angeblich ihr zu verdanken ist, wenn die Einsparungen geringer als ursprünglich geplant ausfallen. So verkauft es jedenfalls die sozialdemokratische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange, die seit November 2015 im Amt ist.

Wäre es nach den Beschlüssen der aus CDU und FDP bestehenden Vorgängerregierung gegangen, hätten die vierzehn Hochschulen des Landes bis zum Jahr 2020 insgesamt mehr als 1000 Stellen streichen müssen. Von diesen Kürzungen, so der SPD-Landtagsabgeordnete Holger Mann, könnten nun rund 750 Stellen ausgenommen werden. An den bis 2016 geltenden Vorgaben wird sich allerdings nichts ändern. Wie umfangreich die Streichungen tatsächlich ausfallen werden, wird sich erst im Laufe des Jahres 2016 entscheiden. Dann gibt es einen neuen Hochschulentwicklungsplan, in dem aller Voraussicht nach neue Einsparungen gefordert werden. Denn mit Ablauf des Solidarpaktes 2019 wird eine wichtige Einnahmequelle für das Land wegfallen, während die Regierung gleichzeitig einen ausgeglichenen Haushalt anstrebt. Von einer Rettung der von der Schließung bedrohten Leipziger Uni-Institute Archäologie, Theaterwissenschaften und Pharmazie kann jedenfalls nicht die Rede sein. Nicht betroffen von den Sparbeschlüssen der Landesregierung ist dagegen die TU-Dresden, die als Exzellenz-Universität gilt.

Zukunftsfähigkeit sächsischer Hochschulen infrage gestellt

Sparvorgaben und Mittelkürzung im Bildungsbereich hat in Sachsen mittlerweile Tradition.
Allein an der Universität Leipzig wurden in den letzten zwanzig Jahren mehr als fünfhundert Stellen gestrichen. Eigentlich ein Unding, verzeichnen die sächsischen Hochschulen doch einen steigenden Zulauf an Studenten. Doch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (SMWK) sieht keinen Anlass, den Sparzwang für die sächsischen Universitäten zu lockern.

Kritiker können die Sparpläne der Regierung angesichts der steigenden Studentenzahlen nicht nachvollziehen. Sie sehen gar die Zukunftsfähigkeit der sächsischen Hochschulen gefährdet. Dabei ist die Attraktivität der Universitäten ein wichtiger Grund dafür, dass Menschen nach Sachsen ziehen. Ein Umstand, der angesichts des demografischen Wandels nicht außer Acht gelassen werden sollte. Um auch in Zukunft für Studierende erste Wahl zu sein, müsste das Angebot der sächsischen Hochschulen weiterhin eine hohe Qualität vorweisen. Falls sich die Universität Leipzig jedoch gezwungen sähe, ganze Fakultäten zu schließen, könnte sie am Ende ihren Status als Volluniversität verlieren. Zwar sollen sich Studenten für das Wintersemester 2015/2016 noch in allen bislang vorhandenen Studiengänge einschreiben und ihr Studium auch an der Leipziger Universität beenden können. Allerdings gilt diese Garantie nur für die veranschlagte Regelstudienzeit.

Eine Escort Agentur aus Leipzig machte sich die Situation zunutze und warb jüngst auf dem Campus mit dem knackigen Slogan: „Wenn es mit dem Studium nicht klappt – bei uns gibt es immer Platz.“

Darüber hinaus bedeutet die Immatrikulation neuer Studenten nicht den Weiterbestand der gefährdeten Institute. Dagegen steht zu befürchten, dass die Qualität der Studiengänge umso stärker abnehmen dürfte, je näher die Schließung der von den Sparmaßnahmen betroffenen Institute heranrückt.

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